An(ge)dacht 2018

Es wird alles anders und besser

Hocherfreut werden – diesen Zustand wünscht man sich doch. Aber wie geht das? Ganz einfach: Als sie den Stern sahen, ist es passiert – und noch besser – es hält an, vielleicht sogar ein Leben lang. Soweit das Matthäusevangelium. Die Hirten fehlen hier, Matthäus erzählt knapper, ganz auf Jesus konzentriert. Aber – hocherfreut – das ist auch hier die Weihnachtsbotschaft. Ob im Trubel der Weihnachtseinkäufe oder nach der Bescherung dieser Zustand erreicht wird?
Ein Stern reichte damals, na ja eigentlich nicht allein. Denn der Stern war ja mit einem besonderen Ereignis verknüpft – Jesu Geburt. Und der Hoffnung, jetzt wird alles nicht nur anders, sondern besser. Und der Stern musste gesucht werden. Es gab die frohe Botschaft, ein Retter kommt, aber für die Weisen stand er nicht vor der Tür, sie suchten und fanden ihn und machten sich auf den Weg. So mundgerecht, wie wir heute Weihnachten serviert bekommen, ist Weihnachten eben doch nicht. Zwar müssen wir nicht eine beschwerliche Reise zum Christkind zurücklegen, aber einige Hindernisse sind auch für uns aufgebaut. Es hat nämlich Konsequenzen, dem Kind zu begegnen, sich bei Gott einzufinden.
Hocherfreut heißt nicht nur, Freude zu empfangen und zu empfinden. Hocherfreut heißt, Freude zu teilen und zu ermöglichen, für sich selbst und für andere. Manchmal ein beschwerlicher Weg, aber: „Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ Hocherfreute Weihnachten!

Carmen Jäger
„Der Gemeindebrief“


Aus Himmel und Erde wird Neues

In einem himmlischen Brautzug vereinen sich Himmel und Erde. Aus ihrer Hochzeit entsteht etwas ganz Neues. Die Welt, wie wir sie kennen, findet darin ihre Bestimmung. In göttlicher Zuwendung und Liebe wird sie vollendet und schließlich vollkommen. Es ist Schönes entstanden! Wertvolles wurde bearbeitet und gestaltet.
Das Bild dieser vollkommenen, schönen und reich geschmückten Stadt kann als himmlische Brautgabe, als Wertschätzung Gottes gegenüber dem Menschenwerk verstanden werden. Sie wird Teil des Paradieses. Ihre Tore stehen offen und auch der Garten Eden wird schließlich wieder zugänglich. Christliche Endzeiterwartung ist Endzeitfreude. Sie ist erfüllt von der Sehnsucht, dass die Gegensätze und das Trennende zwischen Gotteswerk und Menschenwerk aufgehoben werden. So, wie es keine Dunkelheit mehr geben wird, keine verborgenen Ecken, keine Geheimnisse.
So stellen wir uns den Himmel in unseren Wünschen, Träumen und Fantasien von der Ewigkeit Gottes vor. Wir glauben, dass Gott uns zum Gelingen unseres Menschenwerkes seine guten Schöpfungswerke anvertraut hat.
Doch das Bewahren ist immens schwieriger und unser Wissen darum wirft einige Schatten auf die Endzeitahnung und Vorstellung vom himmlischen Jerusalem.
Aber wir wissen und vertrauen darauf: Gott wird uns ganz anders vollenden, als wir uns das vorstellen können.

Karin Bertheau
„Der Gemeindebrief“


Gott blickt tief ins Herz hinein

Viele Wünsche sind tief in unseren Herzen vergraben. Sehnsüchte finden nur selten den Weg auf die Lippen. Noch seltener werden sie zu verständlichen Worten – eher zu Seufzern oder einem tiefen Atemholen. Das ist unverständlich und doch befreiend. Innere Geheimnisse verraten wir nur wenigen vertrauten Menschen.

Doch was ist, wenn es solche Freundschaften nicht mehr gibt? Wer hört und versteht die Seufzer einsamer Menschen? Gott versteht sie, weiß der Beter des Psalms. Gott blickt tief ins Herz hinein, das unsere Sehnsüchte und Leidenschaften birgt.
Und Gott kennt auch die dunklen Ecken, die schwer zu tragenden Geheimnisse, die Sünden, die den Beter wie eine schwere Last krumm und gebückt gehen lassen. Einsamkeit, heißt es, sei eine Krankheit unserer Zeit, in der Menschen andere nicht brauchen, weil sie alles alleine können und machen. So lange, bis sie niemanden mehr kennen und selber nicht mehr gekannt werden.

Erschreckend ist daran, dass bereits junge Menschen so vereinsamen. Was nicht weiter auffällt, weil sie ihr Sehnen nicht zeigen und ihr Seufzen niemand hört. Doch sie alle bleiben erfüllt von der Sehnsucht danach, dass das Leben wieder gut wird mit sozialen Bindungen, dass sie wieder Freunde finden oder in eine Familie zurückkehren.

Gott versteht, hört hin, schenkt Vertrauen und Zuversicht, dieses Sehnen in Worte fassen zu können.

Karin Bertheau
„Der Gemeindebrief“


Lebe den Moment wie er ist!

Sie ist uns gegeben – die Zeit. Sie hat in jedem Leben einen konkreten Anfang und ein tatsächliches Ende. Dazwischen liegt unser ganz persönlicher Zeitraum. Und wir haben die Möglichkeit, diesen sinnvoll auszufüllen.

Eigentlich genial. Da wir das Ende nicht kennen, können wir munter drauflos gestalten, um die Stunden, Tage, Monate und Jahre mit Leben zu füllen. Wie gesagt, eigentlich perfekt, wäre die Zeit nicht ein so umkämpftes Gut. „Zeit ist Geld“, hört man da, oder „verschwende keine Zeit!“

Irgendetwas stimmt mit unserer Zeit nicht. So viele technische Möglichkeiten helfen, Zeit zu „sparen“. Und gleichzeitig ist sie Mangelware und fehlt an allen Ecken und Enden. Es gibt einfach zu viele Gelegenheiten, sich die Zeit zu vertreiben.
Es ist wirklich ein Dilemma: Das eine tun heißt, das andere zu verpassen. Und wenn die vermeintlich falsche Wahl getroffen wird, ist man sozusagen nicht mehr „up to date“, auf dem Laufenden.
Der weise Prediger schreibt: „Alles hat seine Zeit …“ Er meint: Du Mensch wirst keine Zeit hinzugewinnen, wenn du ihr hinterherjagst. So verpasst du mehr, als wenn du dich für deinen Moment entscheidest und ihn lebst, so wie er ist. Und ja, Zeit ist nicht immer glücklich und schön, es gibt auch schwere und schlimme Zeiten – dann denke daran: Diese Zeiten haben ein Ende. Der Prediger spricht dir Mensch Trost und Mut zu: Alles hat seine Zeit, und du wirst nichts verpassen.

Nyree Heckmann
(Der Gemeindebrief)


„Ich liebe Dich“

Die drei großen Worte, wer kennt sie nicht und hat sie nicht schon einmal gehört oder selbst gesagt? „Ich liebe Dich!“ Wir sagen diese Worte sooft zu unseren Partnerinnen und Partnern, zu unseren Eltern, zu unseren Kindern. Manchmal wirkt es sogar inflationär. „Ich liebe Dich!“ Können Sie die Worte füllen? Je intensiver man sich mit dieser Aussage auseinandersetzt, desto schwieriger gestaltet sich eine genaue Definition von Liebe. Es wird schier ausufernd. Was wollen wir mit diesen drei Worten ausdrücken? Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Vertrauen, Geborgenheit, Offenheit, Respekt, Annahme, Vergebung? Wahrscheinlich noch vieles mehr.

Praxistest: Jeder von uns freut sich darüber, wenn wir Hilfe und Unterstützung erhalten, wenn wir von Menschen angenommen und akzeptiert werden, wie wir sind. Wenn wir einen Menschen an unserer Seite haben, der unsere Hand hält, wenn es uns schlecht geht. Wenn wir wissen, dass wir uns auf diese Person verlassen können, ihr oder ihm vertrauen können. In diesen Momenten legen wir all unsere Emotionen in die drei Worte „Ich liebe Dich!“, weil sie einfach alles umfassen. Kinder, aber auch Erwachsene fragen häufig: Wo ist eigentlich Gott? Wir brauchen nicht lange suchen. Denn er ist da, wo wir Menschen mit Liebe begegnen. Wenn wir lieben und diese Liebe teilen, sind und bleiben wir Gott, der alles umfasst, ganz nah. Dazu müssen wir gar nicht immer „Ich liebe Dich“ sagen. In allen Gesten der Liebe können wir ein kleines bisschen von Gott spüren und erfahren.

Pfarrer Alexander John


Das schreit zum Himmel

Kennen Sie das „Privilegien“-Spiel, mit dem man herausfindet, ob man mehr oder weniger privilegiert ist?

Eine Gruppe von 10 bis 15 Leuten stellt sich in einer Reihe in der Mitte eines Raumes auf. Der Moderator liest dann sogenannte Privilegien-Fragen vor (Haben Sie einen festen Wohnsitz? Gehen Sie einer geregelten Erwerbstätigkeit nach? Können Sie problemlos Ihren Wunschpartner heiraten und ein Kind adoptieren? Sind Sie bislang von sexueller Belästigung verschont geblieben? Haben Sie uneingeschränkten Zugang zu Sozialsystemen? etc.).*
Wer mit JA antworten kann, darf einen Schritt nach vorne machen. Bei einem NEIN muss man einen Schritt zurückgehen.

Eine pakistanische Studentin aus einer Familie mit Fluchtgeschichte landete dabei auf dem letzten Platz. Sie trug ein Kopftuch und stand am Ende buchstäblich mit dem Rücken zur Wand und brach in Tränen aus. Aber auch die Menschen, die weit vorne landeten, waren mit dem Ergebnis sichtlich überfordert. Sie hatten sich ihre privilegierte Stellung vorher nie bewusst gemacht.

Ich finde diese Ungerechtigkeit schreit im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel! Unsere Schreie und Klagen darüber dürfen niemals verstummen – bis eines Tages wirklich allen Gottes großer neuer Tag gehört.

Pfarrerin Katharina Eisenreich

*Anleitung aus: Mohamed Amjahid, Unter Weissen.  Was es heißt, privilegiert zu sein, München 2017


Gastfreundschaft

Der Sommer steht vor der Tür. Terrasse und Balkon sind hergerichtet. Garten- und Liegestühle haben den Weg aus dem Keller gefunden und stehen abgestaubt bereit. Der Grill ist gereinigt und mit Kohlen gefüllt. Er wartet nur darauf angeschürt zu werden. Der Kühlschrank ist mit den unterschiedlichsten Erfrischungsgetränken bestückt. Die Party kann losgehen. Es fehlen nur die Gäste.

Eine halbe Stunde, dann sollen sie kommen. Maik und Sandra haben Freunde eingeladen. Es schellt an der Tür. Ben, Micha und Steffi sind da. Eine nette kleine Runde. Maik heizt dem Grill so richtig ein. Steaks und Würstchen verbreiten einen herrlichen Geruch von Freizeit. Sandra stellt Salate und Baguette auf den Tisch. Alle stoßen gemeinsam an.

„Mensch, ihr verwöhnt uns hier ja mal so richtig!“, sagt Ben begeistert. „Klar doch!“, antwortet Maik. „Nur das Beste für die Gäste! Das haben wir im letzten Urlaub erfahren dürfen. Die Menschen in der kleinen Pension waren so nett zu uns, das hat uns richtig gutgetan. Da dachten wir uns, dass wir das gerne auch weitergeben. Wenn wir Besuch bekommen, wollen wir ihm auch diese Erfahrung ermöglichen. Ich habe das auch der Pension rückgemeldet. Da kam die Antwort: „Wissen Sie, jeder Gast hat es verdient, freundlich behandelt zu werden. Wir würden es ja schließlich auch wollen und es gibt viele Menschen, die anderen helfen und sich einsetzen. Das sieht man ihnen nicht an, aber denen wollen wir die Zeit so schön gestalten, wie es geht.“ – Das hat mich sehr beeindruckt und ich finde, die Frau hatte recht. Wir sehen oft nicht, was das Gegenüber alles leistet, darum hat jeder so viel Freundlichkeit verdient, wie es geht.“

Pfarrer Alexander John


Beweise?

Martin und sein Kumpel Hans treffen sich nach Feierabend auf ein Bier in der Kneipe um die Ecke. Während sie an der Bar sitzen, fällt ihr Blick auf ein Bild an der Wand. Es zeigt eine brennende Zigarette, an deren Ende ein Marienkäfer sitzt.
„Weißt du Martin, ich kann ja mit so modernem Kunstkrempel nichts anfangen. Meine Frau findet sowas super. Aber ganz ehrlich, was soll das? Ein Marienkäfer und eine Zigarette? Das ist doch albern. Bestimmt irgendetwas mit Naturschutz oder so.“
„Hmm…“. Martin betrachtet das Bild eine Weile. „Also mir gefällt es. Es hat irgendwie etwas von Auferstehung.“
„Auferstehung?!?“
„Ja, irgendwie schon. Die brennende Zigarette symbolisiert das Leben. Irgendwann ist sie aufgebraucht, die Asche fällt auf die Erde und der Marienkäfer fliegt mit dem Rauch davon.“
„Du hast schon ein Bier zu viel, oder? Davon erkenne ich da absolut nichts?! So ein Schwachsinn! Auferstehung… Pah, ich glaube kein Wort von diesem Quatsch in der Bibel. Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe. Hast du Beweise?“
Beide Männer sitzen nun schweigend da und starren auf das Bild. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergreift Martin das Wort: „Sag mal, Hans, liebst du eigentlich deine Frau?“. „Ja, natürlich liebe ich meine Frau. Was ist das denn für eine Frage?“
„Und?“. Martin lächelt ihn an. „Hast du Beweise?“

Pfarrerin Katharina Eisenreich


Ostern

Es war Winter. Viele Menschen kuscheln sich zuhause in ihre Decken und trinken einen Tee oder eine heiße Schokolade. Eine recht einsame Zeit. Spazierengehen in Kälte und Regen lockt niemanden vor die Tür. Die Wege sind kurz. Gespräche am Gartenzaun gibt es keine.

Es wird Frühling! Die Knospen springen auf, die Lauf- und Wanderschuhe werden aus dem Schrank geholt, die Fahrräder durchgecheckt und wir machen uns auf den Weg. Dabei ist oftmals ebendieser das Ziel. Entlang am Rhein, durch die Weinberge oder einfach durch Wald und Wiesen. Die Sonnenstrahlen wecken nach der langen Winterzeit die bekannten Frühlingsgefühle. Sie geben uns Kraft und Mut, neue Wege auszuprobieren, neue Plätze kennenzulernen.  

Es ist Ostern! Jesus Christus hat bereits unsere Wanderschuhe für uns raus gestellt. Er sagt: „Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich Euch.“ Er stimmt mit in den Frühling ein. Er schickt uns los. Mit der Botschaft seiner Liebe im Gepäck, sollen wir unsere Wege gehen, uns nicht verkriechen, anderen Menschen begegnen und seine Liebe weitergeben.

Pfr. Alexander John


Es ist vollbracht

Die Examensarbeit ist abgegeben. Es ist vollbracht. Nach wochenlangen Studien und Schreibarbeit hält Lisa endlich das fertige Exemplar in den Händen. Die Erleichterung ist groß. Jetzt muss sie nur noch die Rechtschreibfehler korrigieren und dann wird gefeiert.

Das Baby ist da. Endlich! Es ist vollbracht. Jetzt liegt es friedlich auf dem Bauch seiner Mutter und schläft. Ein neues Leben hat begonnen und der Zauber des Neuanfangs liegt in der Luft. Seine Eltern strahlen, sie sind erschöpft, aber glücklich.

Der Vertrag ist unterschrieben. Gott sei Dank! Es ist vollbracht. Endlich hat die Bank das Geld zugesagt, dass Mira und Stefan so dringend zum Hausbau benötigen. Jetzt ist alles unter Dach und Fach. Heute Abend werden sie ein Glas Sekt darauf trinken und dann kann es bald losgehen.

Jesus ist am Kreuz. Er ist fast alleine. Nur noch wenige Menschen sind um ihn herum. Er wird dort qualvoll sterben, das wissen wir. „Es ist vollbracht“, sagt er… Nein, HALT, Stopp, Cut – so passt das nicht! Es ist unerträglich. Grausam. Nicht aushaltbar. „Wo ist hier die Hoffnung? Wo ist das Leben? Die Liebe?“, fragen wir den Drehbuchautor. Seine Antwort ist ein leeres Grab. Wir feiern sie dieses Jahr am 1. April.

Pfrin. Katharina Eisenreich


Gott geht immer mit Dir

Lina weiß nicht, was sie machen soll. Eigentlich steht ihr nach der Schule die ganze Welt offen. So haben es die Lehrer immer gesagt. Aber für welchen Beruf soll sie sich jetzt entscheiden? Oder soll sie erst für ein Jahr ins Ausland gehen? Lina hat Angst, dass sie sich auf eine Richtung festlegt, die ihr später einmal nicht gefällt.
„Liebe Lina“, schreibt ihr der Großvater in einer E-Mail: „Zwar bin ich Pastor, aber ich kann leider nicht hellsehen und weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich weiß nur, dass Du mit lauter Grübeln nicht weiterkommst. Du musst es ausprobieren. Das Gute ist, dass Du im Vertrauen auf Gott Deinen Start wagen kannst. Er geht mit Dir. Mit ihm kannst Du alles besprechen.“
„Aber woher soll ich denn wissen, was Gott konkret mit mir vorhat?“, fragt Lina. Großvater: „Gott redet auf drei Arten mit uns. Er redet mit uns durch das Wort der Bibel, durch unser Herz und durch unsere besondere Geschichte, die er ja schon mitgeschrieben hat. Also, welchen Beruf würdest Du denn am liebsten machen? Stehen Dir dafür – nach menschlichem Ermessen – die Gaben und Möglichkeiten zur Verfügung? Und schließlich: Stehen Deine Über­legungen mit Gottes Geboten im Einklang? Vor allem mit: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ „So einfach soll das sein?“, fragt Lina. Großvater: „Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Aber nun musst Du keine Angst mehr haben, dass Du etwas falsch machst.“

Reinhard Ellsel
(Der Gemeindebrief)


Das Fest darf nachklingen

Reicht es nicht, wenn jeder dann ruht, wenn es für ihn oder sie passt? Wenn wir unsere Freizeit mit dem verbringen, wozu wir sonst nicht kommen: auf dem Sofa liegen, spielen, im Internet surfen, Serien gucken, ausschlafen, feiern. Ihre Ruhetage füllen heute viele mit schweißtreibenden Work-outs oder ausgedehnten Laufrunden aus.
Der im Feiertagsgebot geforderte, Gott geweihte Ruhetag ist mittlerweile zu einer aktiven Pausenzeit geworden. Es geht aber um eine andere Qualität der Ruhe: nämlich die Chance, sich aus dem Alltag zurückziehen zu können, sich um die eigene Seele zu kümmern, Kraft zu schöpfen für die geschäftigen Alltage.
Einige Bräuche der zwölf Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar dienen dieser Ruhe und stillen Zeit, in der man mal nichts tun muss, ja sogar nichts tun soll. Das Fest darf nachklingen, ohne Alltagspflichten und Hausarbeiten. So ist das Rauhnachtsverbot, die Türen zuzuschlagen, in diesem Sinn eben nicht nur Aberglaube. Die dunkelsten Tage im Jahr können so zur allgemeinen Atempause werden.
Und genau so eine Pause darf für uns auch der wöchentliche Ruhetag sein. Niemand soll arbeiten und keiner diese Ruhe stören, in der die eigenen Gedanken Verschüttetes freilegen können. Jeder soll bei sich ankommen und hell werden – in dieser von Gott geschenkten und ihm gewidmeten Zeit der Seelenruhe und der Glaubensstärkung.

Karin Bertheau
(Der Gemeindebrief)