Hiob hat alles verloren: seine Töchter und Söhne, dazu das, was er besaß. Nun breiten sich auch noch auf seinem Körper Geschwüre aus. Viele Menschen machen einen Bogen um ihn. Drei Freunde aber kommen und stehen ihm bei. Sieben Tage lang schweigen sie mit ihm. Ich stelle mir vor, wie gut das tut. Keine Erklärungsversuche, kein billiger Trost. Nur Aushalten. Schweigen da, wo Worte nicht reichen. Sieben Tage lang.
Dann aber meint einer, nun müsse doch endlich die Ursache für solch ein Unheil geklärt werden. Alle drei weisen nun Hiob die Schuld zu. Sein Leiden sei eine Strafe Gottes. Hiob aber wehrt sich energisch. Nein, sagt er, andersherum sei es: Gott habe ihm Unrecht getan. Er wütet und tobt. Er ringt mit den Freunden und zugleich mit Gott. Doch dann schlägt er einen anderen Ton an: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, ruft er. Ob diese Wende sich erst vollziehen kann, nachdem alles andere ausgesprochen ist und Hiob Wut, Klage und Verzweiflung zum Himmel schreit?
Hiob zeigt mir: In den schwarzen Zeiten meines Lebens muss ich nicht immer glaubensstark sein. Ich darf zweifeln, klagen, anklagen und fluchen. Gott hält das aus. Nicht er bringt Unheil über mich, schon gar nicht, um mich zu strafen. Die Frage nach dem „Warum“ muss und darf also offenbleiben. Um des Menschen und um Gottes willen.
„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Dass am Ende diese Zuversicht stehen darf, darum bitte ich.
Tina Willms
„Der Gemeindebrief“