Viele Wünsche sind tief in unseren Herzen vergraben. Sehnsüchte finden nur selten den Weg auf die Lippen. Noch seltener werden sie zu verständlichen Worten – eher zu Seufzern oder einem tiefen Atemholen. Das ist unverständlich und doch befreiend. Innere Geheimnisse verraten wir nur wenigen vertrauten Menschen.
Doch was ist, wenn es solche Freundschaften nicht mehr gibt? Wer hört und versteht die Seufzer einsamer Menschen? Gott versteht sie, weiß der Beter des Psalms. Gott blickt tief ins Herz hinein, das unsere Sehnsüchte und Leidenschaften birgt.
Und Gott kennt auch die dunklen Ecken, die schwer zu tragenden Geheimnisse, die Sünden, die den Beter wie eine schwere Last krumm und gebückt gehen lassen. Einsamkeit, heißt es, sei eine Krankheit unserer Zeit, in der Menschen andere nicht brauchen, weil sie alles alleine können und machen. So lange, bis sie niemanden mehr kennen und selber nicht mehr gekannt werden.
Erschreckend ist daran, dass bereits junge Menschen so vereinsamen. Was nicht weiter auffällt, weil sie ihr Sehnen nicht zeigen und ihr Seufzen niemand hört. Doch sie alle bleiben erfüllt von der Sehnsucht danach, dass das Leben wieder gut wird mit sozialen Bindungen, dass sie wieder Freunde finden oder in eine Familie zurückkehren.
Gott versteht, hört hin, schenkt Vertrauen und Zuversicht, dieses Sehnen in Worte fassen zu können.
Karin Bertheau
„Der Gemeindebrief“