Es ist soweit. Der Auftrag ist erteilt. Jetzt gelten keine Ausreden mehr und Weglaufen macht auch keinen Sinn. Jetzt muss ich Rede und Antwort stehen, mich in die Verantwortung nehmen lassen. Sozusagen das Wort unter die Füße nehmen und es zu den Menschen bringen.
Jetzt wird sichtbar werden, ob das von mir gesprochene Wort nur etwas verspricht, oder auch etwas verändert. Es muss nicht immer das ganz Große sein, auch ein klein wenig Veränderung gilt. Jetzt wird sichtbar werden, ob mein Gerede nur eine Wortblase ist, die zwar zum Himmel aufsteigt, dann aber auf Nimmerwiederhören verpufft. Oder ob es hilft, dass der Himmel zur Erde kommt: Damit der Sehnsuchtsort nicht in der Ferne bleibt, sondern zum Greifen nahe ist. Damit der heruntergekommene Himmel zwischen den Menschen einen Raum eröffnet, in dem sie sein dürfen, wie sie sind: krank, tot, aussätzig, boshaft.
Der Auftrag heißt: Rede mit ihnen, aber: Versprich ihnen nicht das Blaue vom Himmel herunter. Das wird sie verjagen, früher oder später, das bringt nichts. Aber mit ihnen um das Leben ringen, es dem Tod abtrotzen, es der Krankheit entreißen, ja auch der Boshaftigkeit. Das könnte gehen. An ihrer Seite, und zwar gemeinsam, da, wo es möglich ist. Und wenn es nicht geht – ja, das gibt es eben auch –, dann nicht darum herumreden, sondern loslassen. Abschied nehmen, sein lassen. Aber das dann um Himmels willen hier auf Erden!
Nyree Heckmann
„Der Gemeindebrief“