An(ge)dacht September 2019 – Eigene Grenzen erkennen

Eigene Grenzen erkennen

Wie wäre es, wenn ich mein Leben völlig grenzenlos gestalten könnte? Was würde ich tun? Was würde ich verändern? Klingt das nicht verlockend? Wäre das nicht ein Traum?

Ich könnte mich dann auf dieser Erde völlig frei bewegen, sozusagen durch Raum und Zeit schweben. Ich könnte die Nacht zum Tag machen und umgekehrt, Krankheiten ausmerzen, den Hunger besiegen, der Umweltzerstörung ein Ende setzen. Ich könnte das Leben verlängern, so lange ich wollte, könnte alles erwerben, was mir gefällt. Es gäbe weder Gut noch Böse, denn ich selbst wäre das Maß aller Dinge. Allerdings dürfte ich niemals zweifeln oder in Frage stellen, was ich tue. Ich müsste es durchziehen, auch ohne zu wissen, was am Ende dabei herauskommt.

Aber wäre das nicht egal? Wenn ich doch in der Hand hätte, was geschieht, könnte ich ja verändern, wann und was ich wollte. Es würde keine Rolle spielen, wenn mal etwas danebengeht. Vielleicht.

Vielleicht aber würde diese Illusion der totalen Machbarkeit doch schnell zum Alptraum. Würde ich das aushalten? Denn: Niemand stünde mir zur Seite mit einem hilfreichen Rat oder einer Frage oder einer Grenze. Niemand würde sagen: Stopp, das geht zu weit, das tut nicht gut.

Würde mich die totale Möglichkeit nicht wie ein Tsunami überrollen und hinwegspülen? Meine engen Grenzen sind dann vielleicht doch zu guter Letzt meine Rettung.

Nyree Heckmann