Drei Menschen muslimischen Glaubens gaben eine bewegende persönliche Stellungnahme im Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Stockstadt ab.
„Wir möchten unser Entsetzen und unsere Trauer über die Morde an unseren Mitmenschen in Frankreich und in Wien ausdrücken.“ Mit diesen Worten begann die Erklärung, die im Gottesdienst am Ewigkeitssonntag in der evangelischen Kirche in Stockstadt verlesen wurde. Die drei Muslime Zeynep, Mirac und Mustafa Aydinbas aus Darmstadt gegenüber waren gerade in jüngster Zeit aufs Neue entsetzt von den Terror-Taten, die im Namen des Islams in Wien, Nizza und Paris verübt worden sind. Sie hatten christlichen Freunden gegenüber den Wunsch geäußert, in einer Kirche ihr Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen ausdrücken zu wollen. Da durch die Corona-Situation nicht in allen Kirchen Gottesdienste stattfinden, kam es von Erica Jourdan aus Darmstadt-Wixhausen, einer Ehrenamtlichen in der früheren Gemeinde von Pfarrerin Auksutat, zu einer Nachfrage in Stockstadt.
Und so kam die kleine Delegation am 22. November in den Gottesdienst, wo ihre Erklärung verlesen wurde. Ein Friedensgebet von Pfarrerin schloss die symbolische Versöhnungsgeste ab. Anschließend wurde die Erklärung der Gemeinde in Schriftform übergeben und ein Blumenstrauß überreicht.
In ihrer Erklärung nehmen die drei muslimischen Mitbürger aus ihrem islamischen Glauben heraus eindeutig Stellung gegen jede Gewalt: „Unabhängig von seinem Glauben ist jeder Mensch ein ehrwürdiges Wesen; menschliches Leben ist heilig.“ Darum sind „Gewalttaten und Brutalitäten, wie wir sie in den letzten Zeiten erlebt haben, unmöglich und in keiner Weise mit dem Islam zu vereinbaren.“ Sie fordern zum Ausdruck unterschiedlicher Auffassungen in „Diplomatie und Recht zum Ausdruck zu bringen“.
Sie machten vor der Gemeinde deutlich, „wie wichtig es ist, allen Menschen mit Liebe und Respekt zu begegnen, uns trotz aller Unterschiede wechselseitig zu umarmen und uns um gemeinsame Werte zu versammeln.“ Nach dem Gottesdienst kam es unter freiem Himmel noch zu verschiedenen Gesprächen. Die beiden Pfarrpersonen sowie einige Gemeindemitglieder sprachen den drei Muslimen ihren Dank für ihre besondere Geste aus.