Unsere Sprache wird immer aggressiver und härter, fordernder und lauter. Brüllen hat Einzug in die gute Stube gehalten. Sogar in politischen Auseinandersetzungen sind Beschimpfungen an der Tagesordnung. In Schulen und Kindergärten spiegeln sich diese Verhaltensmuster wider. Gleichgültigkeit vor der äußeren und inneren Not eines Menschen geht quer durch alle Schichten der Gesellschaft.
Wie wunderschön dagegen dieser Satz aus dem Alten Testament: Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder. Schließen wir doch mal die Augen und schmecken ihm nach – ein sonniger Morgen, knusprige Brötchen mit Butter und Honig, dazu duftender Kaffee oder goldgelber Tee. Manch dunkler Schatten der Nacht, manch Schmerz in den Knochen verschwindet zwar nicht, wird aber zweitrangig.
Ein freundliches Wort kann ich nicht mit finsterem Gesicht sagen, und mit einem Lächeln im Gesicht kann ich nicht aggressiv werden. Körper und Seele gehören zusammen: unsere Sprache ist Ausdruck unserer körperlichen und seelischen Verfassung.
Ohne ein gutes Wort, ohne einen freundlichen Blick geht es mir schlecht. Und komischerweise trifft das nicht nur auf die Worte zu, die mir gesagt werden. Ich fühle mich auch sehr viel wohler, wenn ich lächeln kann und aufmunternde Worte für andere Menschen übrig habe. Vom Nektar der göttlichen Wegweisung zehre ich.
Carmen Jäger
„Der Gemeindebrief“